Blog #26
Individuum – Kollektiv
Ich und die anderen
Ich oder die anderen
Ich und das Virus
Wir und das Virus
Jedem ist seine persönliche Freiheit zugestanden. Mir ist zwar überhaupt nicht nachvollziehbar, wieso in dieser Zeit nicht die kollektive Freiheit einer Gesellschaft Vorrang hat, sondern bisweilen individuelle Persönlichkeitsrechte als wichtiger erachtet werden. Aber hier geht es wohl eher ums Prinzip, als um die richtigen Maßnahmen zur richtigen Zeit.
Die Debatte wie Menschen handeln würden, wenn sie nur anders oder besser informiert wären, ist in der Lage, in der wir uns befinden aus meiner Sicht eine unzulängliche Debatte. Weder Pro noch Contra helfen bei der Bewältigung der Krise. Im Prinzip für jede Art einer faktenbasierten Debatte offen, führt Deutungshoheit als Selbstzweck nicht zum Ziel.
Es ist Konsens in unserer Gesellschaft, auf ein Weltbild zu vertrauen, das sich dem Messbaren zuwendet. Und hier ist vieles eingepreist, was nicht sichtbar ist! Denn Vieles, was nicht sichtbar ist, ist trotzdem messbar. Nun gibt es auch Menschen, die darauf vertrauen, dass auch was nicht messbar ist, einen Effekt hat. Hierüber ist aber, von Traditionen abgesehen, genau so wenig ein gesellschaftlicher Konsens zu bilden wie über den Glauben. Deswegen soll und darf auch jeder seinen eigenen Glauben haben und ausüben. Ebenso wie sein eigenes Weltbild.
Wenn es aber um Katastrophen geht, die uns alle betreffen, verlassen wir uns zu recht auf gesellschaftlichen Konsens. Und das ist bei uns – wenn es nach mir geht: zum Glück – der, der Messbarkeit. Sicher, es gibt auch den Konsens der Erfahrung. Aber wer hat die Deutungshoheit gemachte Erfahrungen einzuordnen? Es dürfte doch wohl sehr manipulativ zugehen, wenn Erfahrung nicht durch Messbarkeit Beleg findet.
Deutungshoheit ist immer ein sehr schwieriges Thema, ich weiß. Und auch das Weltbild vermeintlich objektiver Messbarkeit wurde und wird oft missbraucht und zu manipulativen Zwecken genutzt. Hier braucht es aber einen souveränen Umgang mit Information und Einordnung von Fakten. Und nicht das Infragestellen des Prinzips Messbarkeit.
Es gibt viele Dinge zwischen Himmel und Erde, geschenkt… Und wir werden in Zukunft vielleicht auch immer mehr Dinge mess- und dadurch belegbar machen, die uns in unseren derzeitigen Überzeugungen umdenken lassen. Bei Gefahr im Hier und Jetzt will ich jedenfalls Gefahrenabwehr auf Höhe der Zeit, basierend auf gesellschaftlichem Konsens. Und wenn es brennt, rufe ich lieber zuerst die Feuerwehr, als alternative Löschmethoden zu diskutieren. In sicheren Zeiten bin ich dann gerne wieder dabei getroffene Konsense in Frage zu stellen und über Wege zu streiten, die aus meiner Sicht sinniger sind, als die, auf denen wir gewohnt sind zu wandeln.
Das würde wieder ganz anders aussehen, wenn wir in einem Staat leben würden, der nicht so verfasst ist, wir der unsrige. Aber so wie er verfasst ist, zweifle ich weder an der Katastrophe, noch an den empirischen Methoden ihrer Bekämpfung. Und wenn man die Profitgier handelnder Unternehmen und Institutionen als gefährlich empfindet. Manche ihrer Produkte und Güter nicht minder. Produktionsprozesse, Vertriebswege, etc. Dann ist das ein Punkt über den sich trefflich streiten lässt. Aber jede Glaubensrichtung und Anschauung hat ihren Markt, ihre Abgründe, ihre Gier, ihr Dogma, ihre Irrungen.
Statt nun zu streiten welche Irrungen weniger oder mehr verirrt sind, sollte man nach meiner Ansicht basierend auf gesellschaftlichem Konsens konsequente Gefahrenabwehr betreiben. Wenn ein Weg – wohlgemerkt; konsequent beschritten! – nicht zum Ziel führt, kann man immer noch Plan B anwenden. Und es spricht auch überhaupt nichts dagegen Plan B zu diskutieren. Aber nicht ohne Plan A weiter konsequent zu verfolgen und mitzugehen. Alles andere ist wenig hilfreich!
Ich habe jedenfalls gestern meine dritte Impfung erhalten. So what? Was lässt einen glauben, dass genau das des Teufels sei? Wenn es um Heilung geht sind wir bereit was weiß ich was machen zu lassen und alles Mögliche in uns reinzustopfen. Da höre ich von Leuten, die sagen: „Und wenn es mich erwischen sollte, dann mache ich halt eine Immuntherapie.“ Das ist mal eine Maßnahme, die nun wirklich eine Erschütterung für unseren Körper bedeutet.
Ihr Zweifler, ihr Ängstlichen und ihr Freiheitskämpfer, seid gegen die Impfung und für mehr persönliche Freiheit. Aber lasst euch von fachkundigen Ärzten beraten. Es geht um eine Ausnahmesituation. Ich würde auch ins brennende Haus rennen, um meine Familie zu retten, wissend, dass Rußpartikel einzuatmen keine gesunde Veranstaltung ist. Abgesehen davon sind moderne Impfmedikamente zwar nicht ohne Risiko aber doch so sicher wie noch nie in der Geschichte der Impfungen. Es sei denn wir verlassen wieder den Konsens des wissenschaftlichen Prinzips der Messbarkeit. Und ich will mich nicht zu oft wiederholen.
Ein Fakt ist nicht weg zu diskutieren: Durch Covid-19 kommen mehr Menschen zu Tode als durch sämtliche sinnigen Maßnahmen der Bekämpfung.
So, das meine Abhandlung dazu. Und jetzt noch meine Emotion:
Es geht mir scheiße nochmal auf die Eier, dass ich jetzt wieder zuhause sitzen darf und darauf warte, dass mir eine Veranstaltung nach der anderen abgesagt wird. Und mir wieder irgendwelche Vögel was von individueller Freiheit erzählen und wie katastrophal die Folgen der Coronabekämpfung seien. Ja, verdammt, wenn wir alle die Arschbacken zusammen gepetzt hätten und uns an den Rat der Wissenschaft gehalten hätten, dann bräuchten wir diese bigotten Mahnungen nicht weiter zu ertragen. Dann wäre der Scheiß Geschichte. Endemisch in die Liste der kursierenden Viren eingepreist, fertig. Und alle hätten ihre persönliche Freiheit zurück.
Und selbst wenn, und dieses selbst wenn schreibe ich nur unter Protest. Selbst wenn der Weg der Impfungen nicht der sichere Weg aus der derzeitigen Lage wäre; selbst dann ist er es Wert konsequent gegangen zu werden. Alleine um zu schauen, ob er tatsächlich funktioniert. Was hat man zu verlieren? Ich habe in meinem Leben weit schlimmere Dinge zu ertragen als eine Impfung. Im Zweifel auch eine Impfung von der ich nicht überzeugt wäre.
Als jemand, der in sicheren Zeiten Autoritäten und systemische Muster von höchst zweifelhafter Nachhaltigkeit streitbar in Frage stellt, ist es für mich schwierig diese Zeilen abzusetzen. Denn an sich möchte ich jedem und jeder zugestehen mit ihrem Leben so umzugehen, wie sie es für richtig halten. Was ich aber gelernt habe ist, dass in einer Pandemie eine Debatte über persönliche Freiheit zu kurz greift.
Kommt gut durch diese Zeit!